The magic of books.
Paolo Bigelli: Dialogues with the imaginary
The roman painter and illustrator Paolo Bigelli (born 1960) belongs with his works to a contemporary international art movement, that opens in paintings a magical world experience with imaginative dialogues out of art history. His works offer numerous suggestions for the items featured in this WHAE field discussing bibliotherapy and the Memory of the World Register, since they draw attention to the close links between literary texts, poems and the resulting inner imagery and pictorial traditions.
Bigelli takes up in one of his latest work “Alma Flora” (2014) the subject of a book as an important medium of imagination and poetic associations.
Vom Zauber eines Buches.
Paolo Bigelli: Dialoge mit dem Imaginären
Der in Rom lebende und arbeitende Maler und Illustrator Paolo Bigelli (geb. 1960), gehört mit seinen Werken zu einer zeitgenössischen internationalen Kunstströmung in der Malerei, die das magische Welterleben mit fantasiereichen Dialogen aus der Kunstgeschichte für die Gegenwart öffnet. Seine Werke bieten für den in dieser WHAE vorgestellten Bereich der Bibliotherapie und dem Weltdokumentenerbe zahlreiche Anregungen, da sie auf die engen Verbindungen von literarischen Texten (so von antiken Schriftstellern), Gedichten und den dadurch entstehenden inneren Bildwelten und Bildtraditionen hinweisen.
Bigelli greift, wie auch schon in früheren Werken (Canario, 2011), mit einer seiner aktuellen Arbeiten „Almaflora“ (2014) das Motiv des Buches als ein zentrales Medium der Imagination und poetischer Assoziationen auf. Zwei feenartige Frauen im weißen Gewand ruhen auf der Bildfläche in einem lichtdurchfluteten Zauberwald. Die linke Gestalt hält in der Hand ein schwarz gebundenes Buch. Sie könnte daraus zitieren, während ihre liegende Gefährtin einen blauen Schmetterling auf der Hand betrachtet. Es scheint die Kraft der Worte und Vorstellungen zu sein, die den Schmetterling herbeibeschwört. Die lose Leinwand des großformatigen Gemäldes ist an schwarzen Bildleisten befestigt und wirkt wie eine große Märchenkarte, die in ein reiches mythisches Universum einführt.
Der Künstler Paolo Bigelli setzt seine komplexen und virtuosen Kenntnisse in den Ausdrucksmöglichkeiten der Zeichnung, der Illustration und der Malerei ein, um die Motivspektren durch die Gestaltung eines neuen, fließenden und zugleich großflächigen, bühnenhaften Bildraumes zu öffnen. Mit einem fast metaphysischen Verständnis von Farbklängen, Hell-Dunkel Kontrasten und gestischer Linienführung mischt Bigelli Themen der globalen Populärkultur, aus Filmen, Plakaten wie aus Märchen zu innovativen Erzählungen. Er bereichert seine Bilder mit Zitaten aus Werken der Antike sowie aus dem kollektiven Bilderschatz verschiedener Kunstepochen und dem seiner Lieblingskünstler (Paul Gauguin wie auch Peter Doig), so dass seine Erzählungen den Betrachtenden zugleich vertraut wie rätselhaft erscheinen. Ebenso nah wie fern sind auch die Orte, in denen sich die Bildhandlungen entfalten, sie verweisen auf keine konkreten topographischen Zuordnungen, sondern auf innere Bildwelten, die aus dem Unterbewusstsein auftauchen. Die „wilde“ und zugleich sinnliche Stilmischung der Arbeiten wird ergänzt durch dekorative Elemente, beispielsweise Tapetenmotive, Ornamente portugiesischer Fliesen und in die Bildebenen hinein wuchernde fantastische Blüten und Pflanzen.
Bigellis Arbeiten formulieren aber auch in ihrer Unmittelbarkeit und intensiven Wirkung eine ästhetische Form von Widerstand. In einer Welt globalisierter Mythen und digitaler Perfektion entwirft er mit seinen Bild Strategien, direkt und überwältigend, seine eigenen Tagträume und persönlichen Mythen, – und verwebt sie mit dem Reichtum der kulturellen Traditionen seiner Heimatstadt Rom. Dies zeigt sich unter anderem auch darin, dass die Gemälde durch Fotografien nur bedingt kommuniziert werden können. Die feinen Schichten und atmosphärischen Lasuren entziehen sich dieser Form der medialen Vermittlung.
Im Dezember 2016 stellte die Galerie des Istituto Portoghese di Sant’Antonio, Rom, eine Auswahl seiner neuesten Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen vor. In Frankreich, Portugal, Spanien, Deutschland, Großbritannien, Slowenien, Österreich, Kroatien, Brasilien, Mexiko und den Vereinigten Staaten sind Bigellis Arbeiten bereits in wichtigen Sammlungen vertreten.
Jutta Ströter-Bender
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